Preisverleihung Hessischer Schulpreis
Jahnschüler sahnen hessischen Schulpreis zum Tierschutz ab
Bei der Preisverleihung „Hessischer Schulpreis“ in Wiesbaden konnten nicht alle 25 ehemaligen Jahnschüler dabei sein. Links mit Fleecejacke: Landwirt Manfred Faust aus dem Film. Daneben: Lehrer Bernhard Sitzmann und seine Frau Silvia. Außerdem hinten mittig Referendarin Hannah Hager und rechts Klassenlehrer Norbert Fleischmann. // Hessischer Schulpreis
„Nä, die verarschen uns doch!“ So die Reaktion von Anna-Lena Puder auf die Nachricht, dass sie und 24 weitere, ehemalige Jahnschüler den mit jeweils 2000 Euro dotierten Hessischen Schulpreis zum Tierschutz abgesahnt haben – neben zwei anderen Schulen. Bereits 2015 hat die Hünfelder Realschule den Preis gewonnen, der alle zwei Jahre vergeben wird. Gestern wurde er im Hessischen Landtag in Wiesbaden überreicht, und move36 war mit von der Partie.
„Wir haben es tatsächlich wieder geschafft“, freute sich Lehrer Bernhard Sitzmann bereits vor einigen Wochen inoffiziell über die Nachricht. Auch die ehemaligen Zehntklässler der Jahnschule Hünfeld, die bei dem Tierschutz-Projekt mitgewirkt haben, strahlten auf der Fahrt nach Wiesbaden: „Das kam total überraschend“, so der 16-jährige Jan Völker. Zur Preisverleihung „Hessischer Schulpreis“ hatten sich die Jugendlichen natürlich rausgeputzt. Hemd, Krawatte, Sakko – Check!
„Viele nehmen Probleme nicht so wahr“
Obwohl das Projekt schon einige Wochen zurückliegt, die Probleme mit unserer Nahrungsmittelindustrie und Landwirtschaft waren ihnen gestern noch so präsent wie während des Projekts – „aus dem wir alle was mitnehmen“, so Jan und fährt fort: „Viele Menschen nehmen die Probleme nicht so wahr. Vor allem in den Städten müsste man intensiver aufklären“. Auf dem Land seien die Menschen direkter in Berührung mit der Natur und hätten daher eher ein Bewusstsein für Tierwohl.
Auch die anderen haben Schlüsse für sich aus dem Projekt gezogen: „Ich esse keine Eier mehr, und Fleisch nur noch vom Metzger, wo ich weiß, wo es herkommt“, so die 17-jährige Gina Masser konsequent. Jasmin Kysely (16) habe eine lange Diskussion mit ihren Eltern über die Vorteile von Bioprodukten gehabt, und der 17-jährige Jan Heindl meint, es könne nicht sein, dass Tierfutter aus Polen billiger ist als regional erzeugtes. Auch in der Tierhaltung bestünde dringend Änderungsbedarf. Alle Schüler sagten einhellig, sie achten nun mehr auf ihren Fleischkonsum.
Sonderpreis für osthessische Grundschule
Über Wochen haben die Jugendlichen viel Freizeit für ihren Film „Artgerecht – nicht ungerecht“ geopfert und auch erfahren, dass es bei solchen Projekten immer mehr oder weniger harsche Kritik von konventionellen Landwirten geben kann. Der Film hat das Ziel, das Thema artgerechte Haltung zu visualisieren, so Projekt-Leiter Sitzmann. Den Film kannst du hier anschauen. Im Zentrum stehen die Lebensbedingungen von Kühen, Schweinen und Hühnern, wofür die Projekt-Crew drei osthessische Höfe besuchte, die ihre Tiere möglichst artgerecht halten.
Auch eine osthessische Grundschule freut sich nun über eine Ehrung: Die Finkenberggrundschule in Großenlüder bekommt neben der Otto-Hahn-Schule aus Hanau im November den mit 500 Euro dotierten Sonderpreis für ihr dreimonatiges Projekt „Tiere brauchen Freunde“ von der Landestierschutzbeauftragten Dr. Madeleine Martin überreicht. „Im Rahmen des Projekts haben wir das Thema Nachhaltigkeit fächerübergreifend in den Unterricht eingebettet“, so Lehrerin Silvia Sitzmann, die Frau von Bernhard Sitzmann. Für den Sportunterricht hat die Schule beispielsweise einen Spendenlauf organisiert – so kamen 1330,23 Euro zusammen, die die Grundschüler dem Verein „Verantwortung Leben“ in Hainzell spendeten.
Darauf kann man schon mal einen Sekt trinken
„Je jünger man ist, umso faszinierender und spannender ist es ja, zu verstehen, was da vor sich geht“, so Beatrix Tappeser, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, in ihrer Laudatio. Das sei ein wesentlicher Schritt für einen adäquaten Umgang mit Tieren. Aber sie lobte nicht nur die Schüler, „auch die Lehrerinnen und Lehrer an den prämierten Schulen haben sich vorbildlich im Sinne des Tierschutzes engagiert“. Tierschutz sei nicht nur gegenwärtig ein wichtiges Thema, sondern werde auch in der Zukunft eine bedeutende Rolle spielen.
Die Preisverleihung im prunkvollen Landtag hielten die ehemaligen Jahnschüler filmisch fest. Lehrer Sitzmann hatte in seiner Danksagung noch einen Appell: Man solle den Nutztieren vor allem auch in den Lehrplänen mehr Beachtung einräumen. Anschließend diskutierten Schüler, Lehrer und Preisverleiher bei Kaffee, Kuchen und Quiche angeregt. Kaffee war einigen Gewinnern aber zu lasch, die Jugendlichen genehmigten sich stolz ein, zwei Gläser Sekt – es war ihnen gegönnt.
Die anderen Gewinner // Hessischer Schulpreis
Neben der Jahnschule gewann die Grundschule Neuenstein bei Rotenburg einen der drei Hauptpreise – die Dritt- und Viertklässler gestalteten Tierkalender, der Erlös aus dem Verkauf ging an verschiedene Tierschutzorganisationen. Für ihre Informationskampagne über Stadttauben räumten die Siebtklässler der Ernst-Reuter-Schule in Offenbach als dritte Schule den Hauptpreis ab. Sie wollten Vorurteile über Tauben abbauen und wiesen insbesondere auf die Notwendigkeit von betreuten Taubenschlägen hin.
Autor: Daniel Beise, www.obcc.de
Artikellink